Heute morgen am Frühstückstisch lief mein hiesiger Lieblingssender für seichte Hintergrundbeschallung: NDR2. Es gab die Morgennachrichten und danach ein kurzer Abriss über das mißlungene Titelbild einer polnischen Zeitung, das die (digital) geköpften Ballack und Löw zeigte. Aber im Grunde war dies lediglich eine Zuspitzung dessen, womit Fact (ein polnisches Bloulevardblatt, dass dem deutschen Springerkonzern gehört) am Vortag mit einer Anspielung auf die historische Niederlage der Deutschen gegen Polen und Litauer vor knapp 600 Jahren eingeleitet hatte. Hier wurde Ballack knieend vor dem Trainer der polnischen Mannschaft dargestellt, der mit dem Schwert zum finalen Schlag ausholt. Ich war also ein wenig verwundert ob der medialen Kriegsführung unseres ersten EM-Gegners und wollte mein Frühstück in aller Ruhe beenden, als Radiowerbung für Marienhof kam.
Am Ende der Werbung hieß es dann ganz kokett: "Ein Tag ohne Marienhof ist wie Vaterschaft ohne Test". Wow, so hab ich das nie betrachtet! Ich hab noch nie Marienhof geschaut, aber ich weiß, dass mein Vater bei keinem seiner Kinder einen Vaterschaftstest angestrengt hat. Soll das nun etwa bedeuten, dass mein Vater gar kein Vater ist? Was bedeutet das also? Ist mein Vater mein Vater ohne Vaterschaft, oder was? Ich grübelte ein wenig nach und musste feststellen, dass ich anscheinend blöd (ich kauf ja auch nicht bei Media Markt) bin.
Meine eigene Blödheit nun also erkannt, erschloss sich mir nun augenblicklich, weshalb ich mit der deutschen Fernsehlandschaft so unzufrieden bin. Ich bin einfach zu blöd! Vor allem das Programm der öffentlich rechtlichen Anstalten scheint dies schon lange vor mir erkannt zu haben und versucht nun krampfhaft mein Blödheitsniveau zu erreichen (ich frag mich nur ob von oben oder von unten). Ich bin denen wohl zu einfach gestrickt, da ich politische Talksendungen lieber bei BBC schaue (Hardtalk), wo es klar zur Sache geht. Das Rumgeeiere bei Will, Maischberger und der Illner ist einfach zu hoch für meinen kleinen, beschränkten Verstand. Liegt wahrscheinlich daran, dass da so viele Leute sind, die alle hoch wichtige Dinge sagen, die ich nur leider anscheinend nicht verstehe. Kann ich also nur politischen Talkschows folgen, wenn sich lediglich zwei Personen gegenüber sitzen und niemand geschont wird, weder Moderator noch Gast? Wenn dem so wäre, dann müßte ich ja dem Format "Vorsicht Friedman" nachtrauern oder Maischbergers Talk zu n-tv Zeiten. Und verdammt, ja ich trauer diesen beiden Formaten nach! Das war noch einfach, aber es kam mehr Wahrheit ans Licht als bei den Massenabfertigungen heute!
Wenn die öffentlichen Sender mir allerdings keine Informationen mehr bieten können, die ich verarbeiten kann, wie kann ich deren Existenz noch legitimieren? Sie informieren mich nicht mehr, als dass sie zu meiner Desinformation beitragen. Also für die Zukunft gilt: Fernseh ist nur für einfache Dinge da: Fußball, Sex und Geld! Da fällt mir ein, ich sollte mal wieder den Sender mit halbnackten Moderatorinnen einschalten wo man nächtens Geld gewinnen kann, um den nächsten Kasten Bier zu kaufen, den man beim nächsten (passiven) Fußballspiel leeren wird. Ihr entschuldigt mich also, ich muss mal 150 Euro vertelefonieren, um mir die 20 Euro für den nächsten Kasten Bier zu "verdienen".
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2 Kommentare:
Naja, ein etwas polemischer Blogstart, oder?
Es ist nun nicht so, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nur noch "blöde" Sendungen abseits von Information und Bildung anbieten würden. Allerdings würde ich eher die These vertreten, dass niedrigschwellige Angebote mehr Menschen erreichen und wenn sie gut gemacht sind, diese auch für darüber hinausgehende Angebote binden kann.
Lieber Joerg,
natürlich ist nicht alles blöd, was die öffentlich rechtlichen Sender uns anbieten, aber tagsüber kann ich mich diesem Eindruck nicht mehr verwehren. Natürlich gibt es noch Sendungen wie "quer" (BR), "Hart aber fair" und ein paar weitere Juwelen. Doch leider sind viele davon entweder ins Nachtprogramm abgeschoben worden oder werden eingestellt (vgl. Polylux). Meines Erachtens sind die öffentlich rechtlichen zu weit ab gekommen von dem, was man von ihnen erwarten sollte.
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