Heute habe ich Sartres "Geschlossene Gesellschaft" gelesen und muss gestehen, dass ich noch ein wenig darüber nachdenke. In dem Stück geht es um drei Personen, die nach dem Ausscheiden aus dem irdischen Leben sich treffen und jeder dem anderen die Hölle bereitet.
Das Kernanliegen des Autors liegt unter anderem darin aufzuzeigen,
"dass viele Leute in einer Reihe von Gewohnheiten und Gebräuchen verkrustet sind, dass sie Urteile über sich haben, unter denen sie leiden, die sie aber nicht einmal zu verändern versuchen. Und diese Leute sind wie tot." (Sartre über die Geschlossene Gesellschaft)
Als erstes erinnerte mich diese Aussage an die Definition Kants zur Aufklärung als Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unter Umständen werden mich Germanisten für diese Aussage köpfen wollen, aber was ist Unmündigkeit anderes als sich den gegebenen Umständen anzupassen, anstatt sich selbst aufzuraffen? Sprich von den lebenden Toten aufzustehen und zu zeigen, dass man selber denken kann und auch gewillt ist für seine Meinung einzustehen?
Dies führte mich zu der Überlegung, wie lebendig unsere Gesellschaft ist? Wieviele verstecken sich hinter einer Fasade der Anpassung, um den Anderen (ursprünglicher Titel des Stücks) zu gefallen oder zumindest nicht negativ aufzufallen? Wie sehr stecke ich selbst in diesem Korsett aus Erwartungen und der Versuchung diesen Erwartungen gerecht zu werden? Diese Fragen werde ich nicht hier und heute (und schon gar nicht abschließend) beantworten können. Statt dessen werde ich diese Frage weiterverfolgen und hoffentlich ergibt sich alsbald die ein oder andere Möglichkeit mit Freunden und Bekannten bei einem Glas Wein diese Frage näher zu beleuchten. Vielleicht hat aber auch der ein oder andere hierzu Anmerkungen, die er mit uns teilen möchte?
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Freitag, 6. Juni 2008
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